Die Gestaltung
Auch wenn Wachsmann nie am Bauhaus gearbeitet und sich oft von ihm als Institution distanziert hat, so befolgte er doch das Grundprinzip seines Gründers Walter Gropius, Kunst mit Technologie und das Individuelle mit dem Industriellen zu verbinden. Diese Philosophie trug sozialistische Züge, die Einstein mit Sicherheit begrüßt hätte, auch wenn er moderner Architektur gegenüber ausgesprochen zurückhaltend blieb. Gropius wollte nicht nur die Ansprüche der Wohlhabenden befriedigen, sondern die Massenproduktion nutzen, um bezahlbare, funktionale und ästhetisch ansprechende Gegenstände für alle zu produzieren.
Das Innere des Einsteinhauses besticht durch eine spektakuläre Kombination von Schönheit und Funktionalität. Sowohl die Böden, als auch die Wand- und Deckenverkleidungen bestehen fast im gesamten Haus aus Kiefernholz. Zwei der Räume – Einsteins persönlicher Raum und das Wohnzimmer – sind vertäfelt, der Rest ist mit Holz ausgekleidet. In der unteren Etage bringt eine halbtransparente Lasur die Struktur des Holzes zur Geltung und vermittelt ein Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit. In der oberen Etage sind die Räume in weichen deckenden Farben gestrichen. Zwei massive Balken aus Douglasie, jeweils neun Meter lang, durchziehen das gesamte Wohnzimmer bis hinaus auf die Terrasse. Sie leiten den Blick in die Ferne bis hin zum Templiner See.
Obwohl das Haus keineswegs groß ist, lässt Wachsmanns einfallsreiches Design das Innere doch geräumig erscheinen. Jeder Privatraum hat eine eingebaute Schlafnische und Einbauschränke, so dass die eigentliche Wohnfläche optimal genutzt werden kann. Die drei sehr kleinen Räume im Obergeschoss (keiner ist größer als 11m², haben außerdem eigene Waschgelegenheiten. Trotz allem wirken die Räume nicht verbaut. Zu diesem Effekt tragen mehrere Innentüren bei, die, wenn sie geschlossen sind, mit der Holzverkleidung der Wand bündig abschließen. Eine weitere besonders raffinierte Art der Raumnutzung ist ein Küchenschrank, der gleichzeitig als Durchreiche zum Wohnzimmer dient.
Zunächst sollte Wachsmann auch die Möbel entwerfen. Da er dazu aber nicht genügend Zeit hatte, wandte er sich an Marcel Breuer, einen jungen, aufstrebenden Designer aus Dessau, dessen 1925 für Wassily Kandinsky entworfener Stuhl zu einer Bauhaus-Ikone geworden war. Wachsmann glaubte, dass das Innere des Hauses seinen Nachhall in den klaren und einfachen Linien von Breuers Möbeln finden und den Einsteins gefallen würde. Doch Breuers Vorschläge wurden nicht besser aufgenommen als seinerzeit Wachsmanns zweiter Entwurf des Hauses. Einstein mochte ebenso wenig auf Möbeln sitzen, die ihn an eine Werkstatt oder einen Operationssaal erinnerten, wie er in einem Haus wohnen wollte, das einem Karton mit Schaufenstern gleichkam.
Letztlich war es den Einsteins wohl auch egal, ob die Möbel zum Rest des Hauses passten. Die einzigen modernen Gegenstände im Inneren des Hauses waren runde Bauhaus-Lampen. Es ist behauptet worden, dass in der Ablehnung der Avantgarde der bürgerliche Geschmack der Einsteins zum Ausdruck gekommen sei, doch in diesem Falle waren sie wohl eher pragmatisch als konservativ. Angesichts ihres fast leeren Kontos entschieden sie sich, Möbel zu benutzen, die sie in Berlin nicht mehr brauchten. Die einzigen Stücke, die speziell für das Haus gestaltet wurden, waren Einsteins Schreibtisch, der Stuhl davor und das Regal im Arbeitszimmer. Die Vorgaben, die Einstein Wachsmann dafür gab, waren von bauhausartiger Schlichtheit: der Schreibtisch sollte weder zu groß noch zu klein sein – groß genug für eine Tischlampe und zwei Kästen mit Zetteln – sowie genau drei Schubfächern haben. Irgendwann nach 1933 ging dieser Schreibtisch und der Rest des Mobiliars verloren.